wunschdenken 18

Jedenfalls…wir lungerten eine Weile lang auf der Wolke herum, jeder mit sich selbst und seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ich tauchte die Füße ins Wasser, schloss die Augen und ließ mich treiben. „Alter!“ Hilde stand plötzlich vor mir, völlig durchnässt und mit einem wirren Gesichtsausdruck. In der Hand hielt er seine kleine Unterwasserdrohne, die brummte und summte und hörte gar nicht auf zu nerven. „Wir müssen los!“ „Warum denn das, wir können doch noch..“ „Nein, sofort. Pepe!“ Pepe war schon dabei die Ausrüstung einzupacken. „Ich empfange starke Abweichungen auf Kanal drei, fünf und sieben. Irgendwas ist los. Verdammt, ich war eingeschlafen. Beeil dich.“ Wir sprangen ins BFO und düsten los. Sowohl die empfindliche Drohne als auch Pepes Instrumente hatten merkwürdige Signale empfangen und als wir ins übliche System abbiegen wollten, wurde uns auch klar, warum. Es war verschwunden. Die ganze Konstruktion. Der Weg zurück nach # 1 war versperrt, nein, genaugenommen war er einfach nicht mehr vorhanden. Vor uns nur unendliche Weite. „Kein Problem“ sagte Pepe obwohl er schwitzte und schnaufte. Mit zitternden Händen fummelte er am Armaturenbrett. „Dann auf die altmodische Weise. Mit dem guten alten Kompass“ murmelte er und zerschnitt irgendwelche Kabel. Kurz überlegte ich, ob jetzt durchgeknallt war. Dann gab es einen Ruck und das BFO drehte sich um die eigene Achse. „Leider können wir uns nicht teleportieren“ sagte er „Das Teleportieren ist Privatpersonen ja auch sowieso verboten..“ warf ich ein, aber er blickte noch nicht einmal auf. „Ich wollte es noch modifizieren, hatte aber keine Zeit.“ Pepe war völlig von den Socken. Das BFO hing kurz in der Luft und dann schoss es los. „Wir schauen erstmal nach, wie es um unsere Freunde steht.“ Die Fahrt dauerte eine Weile und wurde begleitet von unerwarteten Rucklern und starkem Gegenwind, wir mussten fast alles an Energie aufbrauchen, um dagegen anzukommen. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Wenn der Planet, den wir ansteuerten, nun ebenfalls zerstört war, waren auch wir verloren.

Angespannt hielt ich Ausschau nach der schimmernden Oberfläche. Und tatsächlich – nach einer schier unendlich langen Fahrt konnte ich sie ausmachen. Selten habe ich mich so über die übliche Ansammlung an Weltraumschrott gefreut, der hier um die Planeten kreiste. Langsam näherten wir uns dem nun schon so vertrauten Ort. Hilde war eingeschlafen, trotz der aufregenden Fahrt, aber Hilde konnte in allen möglichen Situationen schlafen. Ich rempelte ihn von der Seite an – „Alter, wir sind da. Zum Glück..“ „Na hör mal..“  Hilde streckte sich auf dem Beifahrersitz während Pepe hinten schon wieder an irgendwas werkelte. Ich hatte keine Zeit mehr mich auf Hildes Beschwerden zu konzentrieren, denn die Landung verlangte mir alles ab. Wir kamen auf einem freien Feld runter, wo ich das BFO modifizierte, so dass wir auf den  Feldern und Straßen fahren konnten, oder besser dem, was davon noch übrig war. Es sah schlimm aus. Die Infrastruktur war nur noch in Bruchteilen vorhanden, zum Glück war mein BFO ein sehr stabiles, widerstandsfähiges Modell, selbst verstärkt und umprogrammiert, so dass es selbst auf den schwierigsten Strecken durchhielt. Ich drückte aufs Gas und fuhr so schnell ich konnte, nur mit dem alten Kompass als Orientierung, in Richtung der Bleibe der Mutanten. Schon unterwegs wunderte ich mich über die leeren Straßen und als wir neben dem Schuppen, den wir bewohnten, hielten, wurde es noch ein wenig schlimmer. Keine Seele weit und breit. Offenbar war die Bevölkerung evakuiert worden. Wir hatten keine Ahnung, wohin alle so plötzlich verschwunden waren, klar war nur, dass es mit dem Sturm zu tun haben musste, der den Planten schwer getroffen hatte, oder war es erneut eine magnetische Welle, wie die erste, einen immensen Schaden anrichtend? Ich fragte mich, wo mein symmetrisches Geschöpf abgeblieben war, ob sie die Welle überlebt hatte, und wohin man die Bewohner des Planeten gebracht hatte. Zunächst eilten wir in den Schuppen, um die Notfallausrüstung einzusammeln. Dank Pepes penibler Vorbereitungen waren wir im Handumdrehen damit fertig.Die Nanorucksäcke wurden bis oben hin befüllt, komprimiert auf die praktische Größe eines lächerlichen Handtäschchens, und dann allesamt in einen Koffer geschmissen. Normalerweise wäre nun C für den Transport zuständig, aber der Roboter war immer noch unauffindbar. Hilde machte ein betroffenes Gesicht, schnappte sich den Koffer und eilte voraus.