Zum Glück befand sich der Treffpunkt nur einen Katzensprung weit weg, ich merkte mir den Weg, ging hinüber zu einem der großen Automaten auf der Rückseite und zapfte dort in aller Ruhe etwas Plasma ab, eine meiner leichtesten Übungen. Ich joggte vom Gelände. Schnell fand ich den Weg zur Hauptstraße, stand nur wenige Sekunden da, bis sich jemand fand, der mich in die Innenstadt mitnahm. Das Funkgerät schon in der Hand, sprang ich aus dem BFO, mein eigenes bereits gesichtet. Hilde war nicht da. Meldete sich aber über Funk, offenbar war er in einer der urigen Kneipen versackt, die es hier überall gab. Nach wenigen Minuten kam er schon angedüst, wir stiegen ein, luden das BFO auf und ordneten uns im Verkehr ein.
„Wie ist es dir ergangen?“ fragte er mich während er es sich im Sitz bequem machte „Du warst ja drei Tage lang weg, Mann, die Zeit kann lang werden auf diesem Planeten“ „Das stimmt. Aber diesmal konnte ich nichts dafür, stell dir vor, ein schlecht gelaunter Zwergenkapitän hat mich erpresst“ kicherte ich, das Ganze schon wieder amüsant findend. Ich erzählte ihm alles, froh, wieder im warmen, eigenen BFO zu sein, an der Heizung brauchten wir vorerst nicht mehr zu sparen, das Plasma reichte locker bis nach Hause. Hilde hatte wie immer nur Unsinn angestellt, einige Mutanten aus der Gegend schlimm verärgert, indem er ihnen ihr ganzes Plasma abgenommen hatte, und war spektakulär mit einem illegalen Taxi geflohen bevor die Situation eskalieren konnte. Die Geschichte war fast so gut wie mein Abenteuer mit dem Kapitän im Todessee, wir quatschen also noch eine Weile, freuten uns auf zu Hause und futterten unseren ganzen Proviant auf. Die Rückfahrt verlief ohne große Probleme, da ich genau die Wege benutzte, die Pepe für uns als sicher markiert hatte, abseits der großen Röhrensysteme. In den Hauptverkehrszonen häuften sich die Unfälle und schon bald wäre ein Durchkommen nicht mehr möglich. Wir mussten uns beeilen. Wir parkten direkt vor meiner Haustür im Kirschbaumweg, verabschiedeten uns und ich ging hinein um noch ein paar Sachen zu packen während Hilde ins Labor eilte um Pepe samt Ausrüstung einzusammeln.
Der interaktive Kleiderschrank lief noch, ebenso wie meine kleine Staubwischdrohne. Ich stürzte mich zuerst auf die Mikrowelle, programmierte sie auf einen Braten und fiel auf die Couch. Der Kalender warf ein Bild an die Wand mit der neusten Wettervorhersage. Schnell noch meine Klamotten in den Schrank getan wo sie von selbst dampfgereinigt und gebügelt wurden. Dann schlief ich ein, erschöpft nach der langen Reise und froh, wieder zu Hause zu sein.
Es klopfte an der Tür. Da standen sie schon, jeder einen Koffer in der Hand, Pepe noch in seinem Laborkittel. Ob ich schon fertig wäre und ich musste zerknirscht zugeben, dass ich bisher nur geschlafen hatte. „Ich kann noch nicht los, die Skates brauchen ein Update“ „Gut, ich mache das“ Pepe setzte sich an meinen Rechner in der Küche. Ich montierte schonmal den Chip aus den Skates, warf ihn auf den Tisch und machte mich daran, den Braten einzuschweißen. Leider war an Proviant nicht mehr viel übrig dachte ich während ich die Wasserflaschen auffüllte, ich hatte keine Gelegenheit mehr zum Einkaufen gehabt und die automatischen Bestellungen liefen seit einem Monat nicht mehr, seit dem Systemabsturz der großen Lieferkonzerne. Hilde fummelte an meinem Werkzeugschrank. Obwohl er der beste Schrauber war den ich kannte, hatte er doch nie passendes Werkzeug dabei, ständig musste ich ihm aushelfen. Tat dies aber gerne, denn im Gegenzug bekam ich immer wieder kleine Eigenkreationen von ihm geschenkt. Er war völlig passioniert von diesen Miniaturdrohnen, die es in letzter Zeit überall gab, nichts Neues eigentlich, aber zuletzt hatte sich eine immer größere Fangemeinde entwickelt, die die Dinger mit hausüblichen Mitteln selbst herstellte. Sie teilten ihre Ergebnisse regelmäßig über den dritten Funkkanal, den ich Dank Hilde nun ab und an hörte. Er summte leise vor sich hin, wahrscheinlich wieder in eins seiner Projekte versunken. Ich stapelte noch einige Geräte für den Anhänger, den wir diesmal mitnehmen wollten, ein paar Funktionsdecken, Spezialerde, jede Menge Zubehör für BFO und Skates und auch die Pistole, die ich von meinem Urgroßvater hatte. Man weiß ja nie, wie Hilde immer zu sagen pflegte. „Fertig“ stellte Pepe fest und zog den Stecker.
Kaum hatte ich mich versehen stand ich schon in der Tür, die Habseligkeiten in den kleinen Aufzug gestopft, der sie automatisch unten in meinen Anhänger laden würde. Hilde war schon unten und schraubte am BFO. Pepe stand neben mir, die große Brille auf die er bestand obwohl es hochmoderne Kontaktlinsen gab war etwas beschlagen. Pepe nahm an den Straßenrennen niemals teil, er half zwar fleißig mit das BFO zu rüsten, stand aber stets am Rand mit seinem kleinen Taschenrechner während wir die Strecke auf und ab düsten. Ich liebte den Nervenkitzel, wenn Hilde und ich jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen hinter uns ließen und die beleuchteten Straßen entlangsausten. Manchmal gingen die Strecken über mehrere Planeten hinweg so dass Pepe sich in einen der Busse setzen musste, die damals noch regelmäßig in den Röhren unterwegs waren, um uns zu folgen. Jetzt war an Rennen nicht mehr zu denken. Wir hatten schon lange den Kontakt zu den anderen verloren, normalerweise gab es Ankündigungen über einen toten Briefkasten in #3 auf einem idyllischen Planeten, der fast ausschließlich aus einem warmen, herrlichen Meer bestand, einige Inselchen mittendrin auf die man nur mit speziellen Wasserflugzeugen kam. Seit Wochen jedoch war es dort still geworden, keine Nachrichten, noch nicht einmal die neusten Statistiken auf die jeder Fahrer so brannte.
Wir fuhren mit der Treppe nach unten, ich schloss die Haustür mit meiner Armbanduhr ab und warf noch einen Blick auf meine Heimatstadt bevor ich mich ins BFO setze. #1 war in Ordnung. Es lebten dort grüppchenweise Mutantenclans mit denen ich sehr gut bekannt war. Es waren meine besten Abnehmer für die Hydroplasmableger, die beim Entmagnetisieren des Zeugs für die BFOs entstanden. Außerdem pflegte ich noch einige private Bekanntschaften: die Dame, um die es ging, war hinreißend, ein dunkelhaariges, absolut symmetrisches Geschöpf. Ihre Verwandtschaft bestand aus einer wilden Horde Mutanten, die man zu nehmen wissen musste – Ich unterhielt sie immer ganz gut mit meinen Geschichten über die Rennen durch die Galaxie, die ich nur für sie fantastisch ausschmückte als wären es Abenteuerreisen auf denen uns die merkwürdigsten Kreaturen begegneten.